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Sprich aus, was dich belastet
Ein guter Freund von mir organisiert Retreats – verlängerte Wochenenden in der Natur, mit einer kleinen Gruppe, gut strukturiertem Programm und ganz ohne Handys. Diese werden direkt zu Beginn eingesammelt, damit alle mal richtig abschalten können.
Ich hatte ihm angeboten, mitzukommen und das Wochenende mit Fotos und Videos zu dokumentieren. Vor ein paar Tagen kam dann endlich die Zusage meines Arbeitgebers: Ich bekomme frei und kann mitfahren.
Also fing ich an zu planen. Anfahrt, Rückfahrt, Kosten. Leider stellte sich schnell heraus, dass es alles andere als entspannt wird. Am Tag vor dem Retreat muss ich noch eine Spätschicht arbeiten. Der einzige Weg, pünktlich anzukommen, wäre ein Nachtzug mit mehreren Umstiegen und ziemlich knapp getaktet. Die Rückfahrt wäre zwar flexibel, aber finanziell wurde es eng. Ich hätte auf meinen Notgroschen zurückgreifen müssen, mehr als mir lieb war.
Der Gedanke, mitzufahren, fühlte sich plötzlich nicht mehr gut an. Ich habe eine Nacht darüber geschlafen, doch das Gefühl blieb. Zu viel Stress, zu wenig Puffer. Zeitlich wie finanziell.
Also habe ich meinen Freund angerufen. Das Beste, was man in solchen Momenten tun kann, ist reden. Weil man mit seinen Gedanken nicht allein bleibt und Gespräche oft neue Perspektiven eröffnen.
Ich schilderte ihm offen meine Lage. Auch, dass ich früher mit der Planung hätte anfangen müssen, unabhängig davon, ob ich Urlaub bekomme oder nicht. Er zeigte vollstes Verständnis. Aber anstatt meine Absage einfach hinzunehmen, suchte er nach Lösungen. Und er fand eine: einen Flug, der mir die stressige Anreise komplett erspart. Und dann bot er mir auch noch an, die Reisekosten zu übernehmen, weil es ihm wichtig ist, dass ich dabei bin. "Dass du mitkommst, wird vieles für dieses Retreat, aber auch für kommende positiv beeinflussen", sagte er.
Es fiel mir schwer, das anzunehmen, aber ich bin sehr dankbar. Ich habe gestern mit seinem Geld das Flugticket gekauft und die Rückfahrt per Zug gebucht, die ich dank eines alten Gutscheins sogar selbst übernehmen konnte.
Jetzt ist der ganze Stress weg. Und ich freue mich auf ein Wochenende, das uns allen guttun wird.
Trau dich, Probleme und Sorgen auszusprechen. Es lohnt sich.
Yannick